Claire obscure
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Gegen sieben waren sie endlich in Maccagno angekommen. Im abendlichen Gegenlicht fast schwarze Berge umrundeten den See. Prähistorische Dickhäuter mit tiefen Falten und üppigen Wülsten. Die Rückenlinie einzelner Berge säumte ein fransiges Band aus Bäumen, zwischen deren Stämmen fragiles Licht schimmerte. Die Höhenzüge, tief unter dem Flugzeug, gruben schon ihre Schattenfurchen ins Gold des Abends. Ein leichter Anflug von Zärtlichkeit ließ sie die Hand heben – wären sie nur nicht so fern gewesen. Diesen Reflex löste sonst nur Pascals spärlich behaarter Kopf aus. Sie ließ die Hand sinken und ergab sich dem Eindruck der Bilder, die den Atem stauten und ein Gefühl der Enge in ihrem Brustkorb erzeugten – wie ein zu stark geschnürtes Mieder. So viel erhabenes Schauspiel. Ein Anachronismus. Längst überlebt und entzaubert. Bilder, die die Moderne für einen kurzen Moment außer Kraft setzten. Über allem das Spiel der aufgestiegenen Wasser. Eine Epochenfolge atemberaubender Gemäldehimmel. Er war Kunsthistoriker und für Himmel nach der Natur interessierte er sich genauso wie für Deckengemälde.