Renate Solbach: Camera inversa | Klytämnestras Gefangene 23/3
Ein Strohfeuer, das unmittelbar im Aufflammen wieder erlosch. Sein Gesicht war rosig. Es blühte. Strahlte Frische und Gesundheit aus, wie sie zuweilen auch ein verzehrendes Fieber auf die Gesichter der Menschen zaubern kann. Man fühlt sich sicher in seiner Höflichkeit vom ersten Augenblick an, aber man erschrickt fast vor der Intensität seines Interesses, wenn er sich einem zuwendet. Dann hat er jenen Blick konzentrierter Aufmerksamkeit, der kommt und geht wie das Licht eines Scheinwerfers, aber so stark ist, dass man es noch weit hinter sich hell werden fühlt. Hannahs Stimme schwankte kaum merklich, sie räusperte sich, schob die Brille zurecht und fuhr fort.
Als sie geendet hatte, schwebten die Worte noch eine Weile im Raum und zogen einen seltsamen Hall – eine zu lang geratene Schleppe – hinter sich her...
   © Acta litterarum 2009