Renate Solbach: Camera inversa | Medeas Töchter 1/1
Immer erst künftig, immer schon vergangen, immer gegenwärtig in einem so jähen Anfang, dass es uns den Atem verschlägt, und dabei gleichwohl sich entfaltend wie ewige Wiederkehr oder ewiger Wiederbeginn.
Medeas Töchter
1
»Tot sind sie, mausetot, seit ewigen Zeiten im Orkus verschwunden. Erschlagen. Von der eigenen Mutter. Das Skandalon. In unserer Presse wäre es richtig zur Sache gegangen. Erinnert ihr euch an den Fall? ... Wie war doch gleich der Name?  Egal! Namen tun nichts zur Sache.« – »Na, na. Ich übertreibe? Es gibt tausend Arten, die Kinder zu töten. Ich denke, das wissen wir alle ganz gut. – Aber bitte, meine Lieben, entschuldigt mich, ich beabsichtige, endlich meinen Platz einzunehmen. Hab' mich gefreut, euch zu sehen und wünsche viel Vergnügen. Vielleicht bringt die Aufführung ein wenig Klärung. In den Fall.«
   © Acta litterarum 2011